
Lieferantenkritikalität:
Grundlagen, Perspektiven, Optimierungsansätze
Lieferantenkritikalität:
Grundlagen, Perspektiven, Optimierungsansätze

Lieferant nach Liefertreue einschätzen
- Erkennen Sie Versorgungsrisiken unverzüglich
- Identifizieren Sie Machtverhältnisse in Lieferanten-Kunden-Beziehungen
- Bauen Sie strategische Lieferantenbeziehungen auf
- Entwickeln Sie eine widerstandsfähige Lieferkette
- Sparen Sie Verwaltungskosten ein
Die Bewertung der Lieferantenkritikalität ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Beschaffungsstrategien. Sie hilft dabei, Risiken zu identifizieren und die Stabilität der Lieferkette zu sichern. Dieser Artikel bietet einen Einstieg in das Thema und zeigt, wie sich verschiedene Werkzeuge und Methoden zur Optimierung nutzen lassen.

Lieferantenkritikalität: eine Zeitachsenanalyse
Bedarf erkannt – BANF erzeugt
Fehlende Transparenz in den Bestandsdaten oder Lücken in der Abstimmung zwischen Abteilungen führen oft dazu, dass Bedarfe zu spät erkannt werden. Dies resultiert in Nachbestellungen unter Druck, die die Lieferkette destabilisieren.
BANF erzeugt – BANF in Bestellung umwandeln
Ineffiziente Systeme und unklare Zuständigkeiten verhindern die nahtlose Umwandlung von Bedarfsanforderungen in Bestellungen. Probleme in diesem Schritt wirken sich direkt auf den weiteren Prozess aus.
BANF in Bestellung umwandeln – Bestellfreigabe
Langwierige Genehmigungsprozesse behindern schnelle Entscheidungen. Besonders in Märkten, die Flexibilität erfordern, können solche Verzögerungen gravierende Folgen haben.
Bestellfreigabe – Bestellung an Lieferant
Fehler bei der Übermittlung von Bestellungen entstehen häufig durch manuelle Prozesse oder technische Störungen. Dies sorgt für Verzögerungen und irritiert die Lieferanten.
Bestellung an Lieferant – Bestellbestätigung erhalten
Ohne eine klare Rückmeldung des Lieferanten bleibt ungewiss, ob und wie die Bestellung bearbeitet wird. Diese Unsicherheit verzögert mögliche Gegenmaßnahmen bei Abweichungen.
Bestellbestätigung erhalten – Ware geht vom Lieferanten ab
Engpässe in der Produktion oder im Transport verhindern oft die termingerechte Auslieferung. Die Ursachen liegen häufig in nicht abgestimmten Prozessen innerhalb der Lieferantenkette.
Ware geht vom Lieferanten ab – Wareneingang
Verzögerungen durch Transportprobleme, fehlende Dokumente oder Komplikationen im Zollverfahren stören die geplanten Abläufe. Der Wareneingang wird zu einem kritischen Flaschenhals.
Wareneingang – Freiprüfung der Ware
Qualitätssicherungsprozesse, die aufgrund von Ressourcenmangel oder hoher Auslastung ins Stocken geraten, verhindern eine zügige Freigabe der Ware. Mängel verschärfen die Situation und erfordern Korrekturmaßnahmen.
Freiprüfung der Ware – Ware ist verfügbar
Nach der Freigabe stehen Materialien nicht immer unmittelbar für die Produktion bereit. Häufig führen interne Prozessschwächen oder Lagerengpässe zu zusätzlichen Verzögerungen.
Was ist Liefertermintreue und warum ist sie wichtig?
Die Liefertermintreue (LTT) ist zu einem unverzichtbaren Eckpfeiler des Unternehmenserfolgs avanciert. Doch was verbirgt sich hinter der Fassade dieser vermeintlich simplen Kennzahl? Die Fähigkeit, Waren pünktlich und in der gewünschten Qualität zu liefern, beeinflusst die gesamte Wertschöpfungskette und trägt wesentlich zur Kundenzufriedenheit bei. Sicher ist dabei: die LTT, die für manchen aus den Tiefen betriebswirtschaftlicher Alchemie entspringt, muss in der Gesamtheit ihrer Dimensionen begriffen werden.
Einfluss von internen und externen Faktoren
Die LTT kann als komplexes Gebilde begriffen werden, beeinflusst von einer Vielzahl interner und externer Faktoren. Intern sind es die Produktionsplanung, die Lagerverwaltung und die Kommunikation zwischen den Abteilungen, die wie Zahnräder eines Uhrwerks ineinandergreifen müssen. Eine effektive Produktionsplanung ist hierbei der Taktgeber – während die Lagerverwaltung die nötigen Materialien bereithält, um das Getriebe in Gang zu halten. Dabei wird die Kommunikation oft unterschätzt. Sie ist das Schmiermittel, um Reibungsverluste zu minimieren und so den sicheren Ablauf zu gewährleisten.
Extern wird die LTT durch die Zuverlässigkeit der Lieferanten, die Effizienz der Logistikprozesse und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Die Auswahl der Lieferanten ist hierbei keine triviale Entscheidung, sondern gleicht eher einem Schachspiel, bei dem jeder Zug wohlüberlegt sein will. Effiziente Logistikprozesse sind notwendig, um den Transport der Waren rechtzeitig und ohne Schäden zu gewährleisten. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen, wie Marktschwankungen oder politische Instabilitäten, können ebenfalls die Lieferfähigkeit beeinträchtigen und müssen daher in die Planung einbezogen werden.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden?
Um die LTT zu verbessern, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl interne als auch externe Prozesse umfasst. Eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist hierbei im Grunde nicht zu umgehen. Regelmäßige Bewertungen der Lieferantenleistung und langfristige Partnerschaften helfen, die Zuverlässigkeit zu erhöhen, schützen vor unangenehmen Überraschungen. Intern sollten Prozesse kontinuierlich analysiert und optimiert werden.
Bedeutung der Ereignis-Zeitachse zur besseren Analyse
Sicher reicht es nicht, nur die Prozesse zu optimieren. Die Analyse der Ereignis-Zeitachse ermöglicht ein besseres Verständnis der Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den verschiedenen Ereignissen in der Lieferkette. Schlüsselereignisse wie die Bedarfserkennung, die Bestellaufgabe und die Freigabe sind die Marksteine auf dem Weg zur perfekten Liefertermintreue. Das Verständnis der Prozesse und deren Beziehungen ermöglicht es, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben, bevor sie zu ernsthaften Problemen führen.
Branchenspezifische Unterschiede
Branchenspezifische Unterschiede spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Unterschiede zwischen Einzelfertigung und Serienfertigung beeinflussen die Vorhersagegenauigkeit und die LTT. Während die Einzelfertigung oft durch Individualität und spezielle Anforderungen geprägt ist, zeichnet sich die Serienfertigung durch Wiederholungen und standardisierte Prozesse aus. Diese Unterschiede beeinflussen die Vorhersagegenauigkeit und die Liefertermintreue erheblich.
Die Liefertermintreue ist somit nicht nur eine Kennzahl, sondern ein komplexes, vielschichtiges Phänomen, das tief in die Struktur und die Prozesse eines Unternehmens eingreift. Ihre Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Durch die Berücksichtigung interner und externer Einflussfaktoren, die Optimierung der internen Prozesse und die enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten kann die LTT signifikant verbessert werden.
Das Kraljic-Modell: Eine kurze Einführung
Das Kraljic-Modell teilt Lieferanten in vier Kategorien ein, die durch eine Matrix visualisiert werden:
- Hebellieferanten (hohes Beschaffungsvolumen, geringes Risiko)
- Strategische Lieferanten (hohes Beschaffungsvolumen, hohes Risiko)
- Nicht-kritische Lieferanten (geringes Beschaffungsvolumen, geringes Risiko)
- Engpasslieferanten (geringes Beschaffungsvolumen, hohes Risiko)
Die genaue Positionierung eines Lieferanten innerhalb der Kraljic-Matrix erfordert eine detaillierte Analyse der Risikofaktoren und der geschäftlichen Auswirkungen.
Dabei geht es nicht nur um die offensichtlichen Einflussfaktoren, sondern auch um die tieferliegenden, oft versteckten Aspekte der Lieferantenleistung.

Ein Lieferant ist mehr als die Summe seiner Waren.
Die Position eines Lieferanten entlang dieser Achse bestimmt zusammen mit der Y-Achse (Profit Impact) die strategische Vorgehensweise im Beschaffungsmanagement. Das Versorgungsrisiko bezieht sich darauf, wie schwierig es ist, die Güter oder Dienstleistungen von einem Lieferanten zu beschaffen.
Wann ist ein Lieferant gut?
Ein „guter“ Lieferant zeichnet sich durch mehr als nur Pünktlichkeit und Preisvorteile aus.
Klar ist, einen wirklich schlechten Lieferanten werden Sie ohne Verzögerung zuverlässig identifizieren.
Realtypisch sind jedoch Zwischennuancen. Diese Ambiguität bezüglich der Lieferantenqualität kann weiter verzerrt werden durch charakterisierbare Einflussfaktoren.
Die folgenden Faktoren sind zentral:
Liefertermintreue (LTT)
Die Liefertermintreue (LTT) ist ein wichtiger Parameter bei der Bewertung eines Lieferanten. Sie beschreibt, wie oft ein Lieferant die vereinbarten Liefertermine einhält. Ein hoher LTT-Wert bedeutet, dass der Lieferant in der Lage ist, seine Lieferungen konsistent und pünktlich zu erbringen – ein Muss für eine reibungslose Fertigung. Wichtig ist, die LTT im Kontext zu betrachten: Es ist nicht nur von Bedeutung, ob der Lieferant pünktlich liefert, sondern auch, wie gut er auf Änderungen in der Bestellmenge oder -zeit reagiert.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Ein guter Lieferant muss in der Lage sein, flexibel auf Veränderungen in der Nachfrage zu reagieren. Dies gilt insbesondere in volatilen Märkten oder Branchen wie dem Sondermaschinenbau, wo häufige Anpassungen der Stückzahlen und Lieferzeiten erforderlich sind. Ein Lieferant, der hier flexibel agieren kann, ist ein wertvoller Partner. Flexibilität zeigt sich auch darin, wie gut der Lieferant Rohmaterialien vorrätig hat und ob er in der Lage ist, bei kurzfristigen Bedarfen schnell zu reagieren.
Qualität der gelieferten Waren
Ein Lieferant, der zwar pünktlich liefert, aber minderwertige Ware bereitstellt, verursacht langfristig mehr Probleme. Insbesondere, da Nachbesserungen oder Ersatzlieferungen notwendig sind. Ein guter Lieferant liefert nicht nur pünktlich, sondern stellt auch sicher, dass die Qualität der Ware konstant hoch ist.
Strategische Partnerschaften und Transparenz
Ein Lieferant, der als strategischer Partner agiert, ist mehr als nur ein Verkäufer. Strategische Partnerschaften zeichnen sich durch ein hohes Maß an Transparenz und Zusammenarbeit aus. Dies bedeutet, dass der Lieferant bereit ist, gemeinsam mit dem Unternehmen an Lösungen zu arbeiten, Probleme proaktiv anspricht und langfristig denkt. Ein Lieferant, der in die Prozesse des Unternehmens integriert ist, kann durch seine Expertise und Transparenz zur Optimierung der Wertschöpfungskette beitragen.
Kosten und Preisgestaltung
Obwohl der Preis nicht das einzige Kriterium ist, bleibt er natürlich ein wesentlicher Faktor. Ein guter Lieferant bietet wettbewerbsfähige Preise an, die im Einklang mit der Marktposition und dem Lieferumfang stehen. Wichtig ist, dass der Preis in Relation zur erbrachten Leistung steht. Ein niedriger Preis kann kurzfristig attraktiv erscheinen, doch wenn er zu Lasten der Qualität, Flexibilität oder der Liefertermintreue geht, schadet dies dem Unternehmen langfristig.
Lieferantenkritikalität: Nehmen Sie eine neue Perspektive ein.
Es ist sinnvoll, die Beschaffungssituation aus dem Blickwinkel der Versorger zu betrachten.
Stellen Sie sich selbst die Frage: Was tut mein Lieferant dafür, um mir die benötigten Güter in angemessener Zahl, Zeit und Qualität bereitzustellen?
Stützende Anhaltspunkte zur Beurteilung der Lieferanten gibt die Gesamt-Performance.
Viele Unternehmen begehen den Fehler, einzelne Lieferanten nur nach Kostenfaktoren für die zu beschaffenden Güter zu bewerten, jedoch kann die Performance bezüglich der Liefertreue dabei äußerst unbefriedigend sein. Zentral ist hier somit die Kenntnis über den Umfang, in welchem die Fähigkeiten des jeweiligen Lieferanten entwickelt sind.
Die Gesamtperformance ist mehr als die Summe der einzelnen Leistungskriterien. Sie gibt einen umfassenden Überblick über die Stärken und Schwächen eines Lieferanten in der Zusammenarbeit und zeigt, wie gut der Lieferant die Erwartungen erfüllt. Ein Lieferant, der in allen Bereichen gut abschneidet, ist ein starker Partner, der nicht nur kurzfristige Vorteile bietet.
Die Betrachtung der gesamten Leistung eines Lieferanten kann auf noch tiefergehenden Ebenen analysiert werden, insbesondere wenn man die komplexen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Faktoren und den Einfluss dieser auf die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt.
Empfehlungen für die Praxis
Für den Unternehmensalltag bedeutet dies, dass Unternehmen regelmäßig ihre Lieferantenbewertungen überprüfen und anpassen sollten. Die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und die kontinuierliche Analyse der Lieferkettenprozesse sind zentrale Komponenten, um die Liefertreue zu erhöhen und langfristige Partnerschaften aufzubauen.