
Kraljic-Analyse anwenden
Kraljic-Analyse anwenden

Komplexität der Risikobewertung
Risiken abzuwägen, kann nicht nur in der Beschaffung kompliziert sein.
Sie kennen Portfolio-Analysen als einfache, aber wirkungsvolle Tools zur strategischen Einordnung.
Die Bewertung von Lieferkettenrisiken soll operative Stabilität gewährleisten. So erzielen Sie langfristig und dauerhaft strategischen Erfolg.
Wussten Sie, dass die Kraljic-Analyse wurde bereits 1983 von Peter Kraljic entwickelt wurde?
Verwenden Sie die Matrix zur Kategorisierung von Produkten und Dienstleistungen anhand zweier Dimensionen:
- Supply Chain Risk und
- Profit Impact.
Wir analysieren mit Ihnen die Anwendungsfälle.
Ein Klassiker in der Beschaffung
Sie werden schnell erkennen wie einfach es funktioniert. Die Matrix unterteilt ihre Materialien in vier (4) Kategorien:
- strategisches Material
- Stellhebelprodukte
- Engpassmaterialien
- unkritisches Material
Dieser simple Ansatz unterstützt Sie bei ihren Zielen.
Der Grund: Logisch betrachtet ergibt sich eine umfassende Bewertung ihrer Lieferkette. Das zahlt sich dauerhaft für Sie aus.
Lassen Sie uns zu Beginn die einzelnen Kategorien der Matrix näher analysieren.
Strategische Produkte: Die kritischen Erfolgstreiber
Produkte mit einem hohen Gewinnbeitrag und einem hohen Versorgungsrisiko stehen im Mittelpunkt strategischer Überlegungen. Ausfälle oder Störungen der Lieferkette werden gravierende Folgen haben – hier ist Risikomanagement zwingend erforderlich.
Was tun Sie in dieser Kategorie?
Zentral ist der Aufbau langfristiger Partnerschaften mit zuverlässigen Lieferanten.
Solche Beziehungen basieren auf Vertrauen und enger Zusammenarbeit, die durch vertrauensvolle Kommunikation und gemeinsame Projekte gestärkt werden.
Ergänzend dazu bieten kontinuierliche Lieferantenbewertungen eine solide Grundlage, um die Zuverlässigkeit zu überblicken.
Ein Notfallplan, der alternative Bezugsquellen umfasst, schützt Sie vor unerwarteten Engpässen. Strategien wie Dual Sourcing oder die Erstellung detaillierter Lieferkettenkarten werden im besten Fall Risiken identifizieren und abfedern.
Weiter geht es mit den Hebelprodukten: Den Hebel bedienen Sie
Produkte, die einen hohen Gewinnbeitrag, aber ein niedriges Versorgungsrisiko aufweisen, bieten Ihnen die Möglichkeit, die eigene Verhandlungsposition optimal auszuspielen.
Wie nutzen Sie Ihren Vorteil?
Hebelprodukte eignen sich hervorragend, um durch kluge Verhandlungen Einsparungen zu erzielen. Bündeln Sie Einkaufsvolumen, um Skaleneffekte zu nutzen, und optimieren Sie Vertragsbedingungen zugunsten Ihres Unternehmens.
Beobachten Sie den Markt genau: Über Einkaufsplattformen können Sie Preisentwicklungen verfolgen und so Ihre Strategie anpassen.
Lieferanten sinnvoll kategorisieren
Wir betrachten nun die Engpassprodukte
Engpassprodukte zeichnen sich durch ein hohes Versorgungsrisiko und einen niedrigen Gewinnbeitrag aus. Trotz ihres begrenzten finanziellen Einflusses können sie durch Lieferprobleme die Produktion erheblich gefährden.
Wie sichern Sie die Versorgung?
Der erste Schritt besteht darin, alternative Lieferanten zu identifizieren und bestehende Beziehungen aktiv zu pflegen. Manchmal lohnt es sich, gezielt in die Entwicklung von Lieferanten zu investieren, beispielsweise durch Schulungen oder technische Unterstützung.
Puffer- und Sicherheitsbestände sind bewährte Methoden, um kurzfristige Störungen zu vermeiden. Eine regelmäßige Überprüfung dieser Produkte und potenzieller Risiken stellt sicher, dass Sie auf Änderungen frühzeitig reagieren können.
Routineprodukte: Wenig Risiko, wenig Aufwand
Routineprodukte haben ein geringes Versorgungsrisiko und tragen nur wenig zum Gewinn bei. Der Fokus liegt hier darauf, Prozesse zu verschlanken und Kosten zu minimieren.
Wie optimieren Sie?
Durch die Standardisierung von Anforderungen und die Nutzung automatisierter Beschaffungssysteme reduzieren Sie den Verwaltungsaufwand erheblich. Outsourcing kann eine sinnvolle Option sein, wenn externe Partner effizienter und kostengünstiger agieren. Achtung: seien sie hier vorsichtig, auf wen sie sich einlassen.
Zu guter Letzt: Digitale Lösungen wie E-Procurement-Tools ermöglichen es, Routineaufgaben schnell und kosteneffizient abzuwickeln – so bleibt mehr Zeit für strategische Aufgaben.
Nachdem Sie Ihr Basiswissen aufgefrischt haben, gehen wir einen Schritt weiter.
Fassen wir die Erkenntnisse zusammen:
- Hebellieferanten: Hohes Beschaffungsvolumen, geringes Risiko
- Strategische Lieferanten: Hohes Beschaffungsvolumen, hohes Risiko
- Nicht-kritische Lieferanten: Geringes Beschaffungsvolumen, geringes Risiko
- Engpasslieferanten: Geringes Beschaffungsvolumen, hohes Risiko
Wir stellen fest: Portfolioanalysen sind einfache Werkzeuge zum Einstieg in eine Thematik.
Aber können Sie nun mit hinreichender Sicherheit bestimmen, wann ein Lieferant „gut“ oder „schlecht“ ist?
Mehr Dimensionen berücksichtigen
Die vier klassischen Kategorien – Hebel-, strategische, nicht-kritische und Engpasslieferanten – reichen nicht immer aus, um die Komplexität moderner Lieferketten abzubilden.
In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Lieferanten noch feiner zu segmentieren und zusätzliche Dimensionen zu berücksichtigen.
Diese differenziertere Betrachtung erlaubt es, die Priorisierung innerhalb der Matrix weiter zu verfeinern und individuelle Strategien für unterschiedliche Lieferanten zu entwickeln.
So können Ressourcen gezielter dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen bringen.
Warum Lieferantenbeziehungen differenzierter betrachtet werden müssen
Ein „guter“ Lieferant ist mehr als ein Anbieter von Waren.
Seine Bedeutung für das Unternehmen hängt nicht nur von seiner Position in der Matrix ab, sondern auch von spezifischen Faktoren, die nicht immer klar in die vier Kategorien passen.
Die Qualität der Zusammenarbeit entscheidet darüber, ob die Lieferkette stabil bleibt oder Risiken entstehen. Sicher haben auch Sie diesen einen etwas teureren, langjährigen Lieferanten, der für Sie Tag und Nacht auf den Hof fahren würde.
Welche Kriterien spielen eine Schlüsselrolle?
1. Liefertermintreue und Anpassungsfähigkeit
Pünktliche Lieferungen sind die Basis für stabile Prozesse. Doch in dynamischen Märkten reicht das allein nicht aus. Besonders wertvoll sind Lieferanten, die flexibel auf kurzfristige Änderungen reagieren können, etwa bei Mengenanpassungen oder Lieferzeitverschiebungen. Eine feinere Differenzierung könnte beispielsweise zwischen „stabilen“ und „agilen“ Lieferanten vorgenommen werden, um die Anpassungsfähigkeit gezielt zu fördern.
2. Flexibilität bei volatilen Bedingungen
In Branchen mit stark schwankendem Bedarf, wie der Serienfertigung oder im Sondermaschinenbau, ist Flexibilität ein entscheidender Faktor. Lieferanten, die Kapazitäten schnell anpassen können oder Pufferbestände vorhalten, bringen hier einen klaren Vorteil. Die Kraljic-Matrix könnte durch eine Dimension ergänzt werden, die das Maß der Volatilität und die Reaktionsfähigkeit der Lieferanten berücksichtigt.
3. Qualität als strategischer Hebel
Qualität ist nicht gleich Qualität. Manche Lieferanten liefern konstant hochwertige Produkte, andere erreichen diesen Standard nur unter intensiver Zusammenarbeit. Die Einteilung der Lieferanten nach der Stabilität ihrer Qualitätsleistung kann helfen, gezielt in solche zu investieren, die langfristig zuverlässige Partner sind – und nicht nur kurzfristig die Anforderungen erfüllen.
4. Innovationspotenzial und strategische Partnerschaften
Ein „guter“ Lieferant bringt sich aktiv in die Weiterentwicklung der Lieferkette ein. Unternehmen, die ihre Lieferanten stärker nach ihrem Innovationspotenzial und ihrer Bereitschaft zu einer strategischen Partnerschaft segmentieren, können gezielt Innovationsprojekte vorantreiben. Dabei könnten Lieferanten in der Matrix noch nach ihrer Bereitschaft zur Zusammenarbeit und ihrem technologischen Entwicklungsstand eingeordnet werden.
5. Preis-Leistungs-Verhältnis im Gesamtkontext
Der Preis ist weiterhin ein wichtiger Faktor, aber nur im Zusammenspiel mit anderen Kriterien. Ein Lieferant, der flexibel, innovativ und zuverlässig ist, rechtfertigt möglicherweise höhere Preise. Hier kann eine differenzierte Bewertung helfen, solche Lieferanten von denen zu trennen, die lediglich kurzfristige Kostenvorteile bieten.
Fazit: Die Zukunft des Lieferantenmanagements liegt in der Präzision
Die klassische Kraljic-Matrix bietet eine solide Grundlage, aber sie lässt wenig Raum für Nuancen.
Unsere weiterentwickelte Matrix bezieht zusätzliche Dimensionen wie Flexibilität, Innovationspotenzial oder Qualitätsstabilität mit ein.
Denkbar wäre auch eine dynamische Gewichtung, bei der die Bedeutung einzelner Kriterien je nach Marktumfeld angepasst wird.
Eine differenzierte Einteilung der Lieferanten erlaubt es Ihnen, die individuellen Stärken und Schwächen jedes Partners besser zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
Die Kraljic-Matrix bleibt ein essenzielles Werkzeug im strategischen Einkauf. Jedoch bleibt eine differenzierte Betrachtung unverzichtbar.
Unternehmen, die ihre Lieferanten über die vier klassischen Kategorien hinaus analysieren und bewerten, können Risiken besser managen. Wettbewerbsvorteile werden durch gezielte Partnerschaften und Innovationen realisiert.
Die Fähigkeit, Ressourcen dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen bringen, wird durch eine feinere Segmentierung der Lieferanten gravierend verbessert.
Damit wird aus einem bewährten Werkzeug ein zukunftsfähiges Modell für eine nachhaltige und resiliente Beschaffungsstrategie.